Herbert Leupin

Schweiz, 20.12.1916 - 21.9.1999

Grafik, Plakate, Malerei

Geboren wird Herbert Leupin am 20. Dezember 1916 in Beinwil am See. Seine Kindheit verbringt er in Augst (BL). Nach Abbruch des Gymnasiums tritt der Jugendliche in die Allgemeine Kunstgewerbeschule in Basel über, sein Berufsziel lautet Grafiker.

Den Entscheid das Gymnasium abzubrechen und statt dessen die Kunstgewerbeschule zu besuchen, der in Absprache mit seinen Lehrern und seinen Eltern gefällt wird, befreit Herbert Leupin von seiner langjährigen schulischen Quälerei.

Nach der dreijährigen Ausbildung beschliesst der 18-jährige Herbert sich der praktischen Arbeit zuzuwenden und tritt zum unbezahlten Volontariat ins Atelier von Hermann Eidenbenz ein, wo er rund neun Monate lang arbeitet.

Kurz darauf, mit einem Stipendium von 200 Franken pro Monat in der Tasche, bricht Herbert Leupin für ein Jahr nach Paris auf. Dort besucht er die Colins Privatakademie des gleichnamigen Plakatkünstlers, Grafikers und Bühnenausstatters Paul Colin (1892 –1985). Er nimmt an einem lokalen Nachwuchswettbewerb teil, wo es darum geht das Signet einer Handelsmesse zu entwerfen. Herbert Leupin erschafft einen stilisierten Merkur in Nadelstreifen der telefoniert. Mit dieser Arbeit gewinnt er den zweiten Preis und eine Prämie von 2000 Francs. Es ist sein erstes selbst verdientes Honorar und er investiert es sogleich in ein grandioses Atelierfest.

Starke künstlerische Eindrücke empfängt Herbert Leupin sowohl von Paul Colin, als auch von dessen stärksten Rivalen Adolphe Jean-Marie Mouron, den alle Welt nur unter seinem Künstlernamen Cassandre kennt.

Nach Ablauf des Pariser Jahres, muss Herbert Leupin wieder zurück nach Augst: sein Stipendium ist zu Ende und die Rekrutenschule wartet schon auf ihn. Doch die militärische Karriere ist kurz und ruhmlos: Herbert Leupin lässt sich nach nur wenigen Wochen ausmustern.

1936 tritt der 20-jährige Herbert Leupin eine Stelle bei Donald Brun als Grafiker an, aber bereits nach weniger als einem Jahr kündigt er diese und beschliesst, sich selbständig zu machen. Sein erstes Atelier richtet er im Dachgeschoss des elterlichen Wirtshauses ein; ein Telefon kann sich der junge Unternehmer nicht leisten.

Der Notenständer für Coca Cola, der Pepita-Papagei oder die Circus-Knie-Plakate mit dem berühmten Knie-Clown gehören genauso zu den bekannten Arbeiten Herbert Leupins. Die Grundidee für den Knie-Clown entsteht auf dem Skizzenblock während des ersten Anrufs von Fredy Knie: der Harlekin, der die vier Buchstaben des Markennamens auf seinem Knie jongliert und damit in jeder Sprache der Welt und in der Dauer eines Lidschlags mit Charme und Genauigkeit zugleich kommuniziert, was den Betrachter im Circus erwartet.

Herbert Leupin wirbt vor allem für einfache, wenig erklärungsbedürftige Produkte und Dienstleistungen: Kernseife, Mineralwasser, Zigaretten, Dauerwürste, Schuhe. Der vielseitige und multitalentierte Herbert Leupin befasst sich mit vielem, und doch zieht sich ein Motiv durch sein ganzes Schaffen: Pierrot. Auch als Maler stellt er ihn in allen Facetten dar: poetisch, hintergründig, komisch, oft auch einsam. Das ist nicht der Hanswurst, es ist nicht der Narr des Sebastian Brant, es ist auch nicht der Clown. Es ist die etwas lunatische Figur des unmittelbar fühlenden, kindlich empfindsamen Menschen, eine so verletzliche Seele, dass sie die Einsamkeit in der Gesellschaftsmanege schon lange auszuhalten gelernt hat und sich sogar daran freuen kann, wenn Eindrücke sie überwältigen.

Herbert Leupin stirbt am 21. September 1999 im Alter von 83 Jahren in Basel.


Verfügbare Kunstwerke (Auswahl)

Publikationen

Herbert Leupin «Plakate, Bilder, Graphiken»

315 Seiten, zahlreiche Farbabbildungen

F. Reinhardt Verlag Basel

ISBN 3-7245-0883-2

Fr. 150.00

Biografie

1916        Geboren am 20. Dezember in Beinwil am See

1931-34   Kunstgewerbeschule Basel

1935-36   Stipendium «Ecole Paul Colin», Paris

1937        Eigenes Grafikatelier in Augst (BL)

1939        1. Preis Plakatwettbewerb Eidg. Schützenfest Luzern

1944-49   Bilderbuchillustration für Gebrüder-Grimm-Märchen, Globi-Verlag Zürich

1945        Heirat mit Elsa Schamberger

1948        Geburt des Sohnes Thomas, Bau des eigenen Hauses in Augst (BL)

1948-51   Stilistische Erneuerungsversuche

1951         Mitarbeit von Joseph Gipzstein (AGAM) während dreier Monate

1951-64    Werbeberater und Grafiker für «Salem Nr. 6» der Reemtsma Hamburg

1952        Auszeichnungen für die Plakate «Suchard Milka» und «Salem Nr. 6,

                milder Virgin», in Wien und München

1953        Geburt des Sohnes Charles, Zweitwohnsitz in Porto Ronco (Tessin)

1957        Erste Einzelausstellungen im Ausland: Chicago, Offenbach, Hamburg

1958        Lehnt eine Professur an der Hochschule für Grafik in Frankfurt ab

1960        Medal Award «Art Directors Club», Chicago; «Art Directors Club for

                Cerificate of Merit» New York; Beginn der freien Arbeiten

1961        1. Preis am internationalen Plakatwettbewerb Toronto

1968        Goldmedaille an der Plakat-Biennale Warschau

1969        Retrospektive im Gewerbemuseum Basel

1972        Retrospektive im Deutschen Plakatmuseum Essen

1974        Ernst-Litfass-Medaille in Kassel

1990        Aufnahme in die «Hall of Fame» des ADC Schweiz

1999        Herbert Leupin stirbt am 21. September in Basel

Ausstellungen (Auswahl)

1957    Werkkunstschule Offenbach a. M.; Museum für Kunst und Gewerbe,
            Hamburg; Kunsthalle Bremen; Carson’s World Center,Chicago

1958   «Pflug», Lahr

1960    Normandy House Gallery, Chicago

1961    «Schwarzes Brett», Zürich

1969    Gewerbemuseum Basel

1972    Deutsches Plakatmuseum, Essen

1973    Galerie Läubli, Zürich

1974    Hotel Reiss, Kassel, parallel zur Verleihung der Ernst-Litfass-Medaille

1975    Galerie HILT, Basel

1976    Schloss Ebenrain, Sissach

1977    Galerie U. Wiedenkeller, Zürich

1980    Stadthaus Zürich

1981    Kursaal Interlaken; Galerie U. Wiedenkeller, Zürich

1983    CSU Directions Gallery, Colorado/USA, Galerie Trittligasse, Zürich

1986    Klubschule Migros, Bern

1987    Sandoz Basel; Rest. zum Lehnhof, Altdorf

1988    Galerie Kröner, Zürich; Galerie T. Loeffel, Basel

1991    Gewerbebank Baden; Schweiz. Jugendbuchinstitut, Zürich

1992    Museum für Gestaltung, Basel

1993    Rathaus Willisau

1995    World Trade Center, Zürich

1996    Galerie HILT, Basel